InterMultiTrans. Disziplinaritäten in der Popularmusikforschung

InterMultiTrans. Disziplinaritäten in der Popularmusikforschung

Veranstalter
Gesellschaft für Popularmusikforschung (Zentrum für Populäre Kultur und Musik)
Ausrichter
Zentrum für Populäre Kultur und Musik
PLZ
79098
Ort
Freiburg
Land
Deutschland
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
10.10.2024 - 12.10.2024
Deadline
28.03.2024
Von
Knut Holtsträter, Zentrum für Populäre Kultur und Musik, Universität Freiburg

Die 34. Jahrestagung der GFPM findet vom 10. – 12. Oktober 2024 an der Universität Freiburg statt. Das Thema lautet „InterMultiTrans. Disziplinaritäten in der Popularmusikforschung”. Die Deadline für Einreichungen per Mail an gfpm2024@zpkm.uni-freiburg.de ist der 16. Februar 2024.

InterMultiTrans. Disziplinaritäten in der Popularmusikforschung

An der Erforschung populärer Musik sind seit den Anfangszeiten viele Disziplinen beteiligt – Kulturanthropologie/-wissenschaft, Musikpädagogik, Musikwissenschaft (historisch, systematisch und ethnologisch), Medienwissenschaft, Literaturwissenschaft, Soziologie usw. Das spiegelt sich in der Existenz verschiedener, auch internationaler Fachgesellschaften und der Vielfalt an Begrifflichkeiten für den Gegenstand wider: Forschung über populäre Musik, Popularmusikforschung, Popular Music Studies, Popmusicology oder auch Popmusikforschung.

Auf der 34. Jahrestagung der GFPM möchten wir vor diesem Hintergrund reflektieren, wie sich Disziplinarität in unserem Forschungsbereich niederschlägt, welche Potentiale die verschiedenen Disziplinen haben und welche methodischen und institutionellen Herausforderungen sie bieten. Damit verbunden ist die Frage danach, was Popularmusikforschung als Kaleidoskop oder Schnittläche von Fächern und Disziplinen leisten kann, um im Wettbewerb um wissenschaftliche Nachhaltigkeit, gesellschaftliche Aufmerksamkeit und Fördermittel zu bestehen.

Die in der Überspitzung des Schlagworts InterMultiTrans liegende Frage nach der Inter-, Multi- und Transdisziplinarität nicht nur der Popularmusikforschung kann als Anstoß verstanden werden, die in unserem Forschungsfeld vorhandenen Tendenzen zur Öffnung und Erweiterung fachlicher Perspektiven zu reflektieren und in eine vertiefende Diskussionüber Chancen und Herausforderungen wissenschaftlicher Disziplinarität einzutreten.

Wir erkennen in diesem Zusammenhang drei Themenbereiche: InterMultiTrans in seiner/ihrer wissenschaftstheoretischen, wissenschaftspolitischen und berufsalltäglichen Dimension.

1. InterMultiTrans als wissenschaftstheoretische Komponente

Neben Tiefenbohrungen in die Geschichte unseres Forschungsbereiches und weiteren Blicken in eine mögliche Vorgeschichte aus verschiedenen Disziplinen sollen Fragen erörtert werden, die aktuell relevante gesellschaftspolitische Felder tangieren: etwa die Entwicklung und Nutzung von künstlicher Intelligenz, Forschung mit Hilfe von Big Data oder Forschung im Anthropozänbzw. Kapitalozän.

Zweifellos hat die kulturwissenschaftliche Wende maßgeblich dazu beigetragen, die Fächer durchlässiger, ‚weicher‘ und anbindungsfähiger zu machen; sie begünstigte sicher aber auch die Inflation der Nomenklaturen inter-, multi-, und transdisziplinär. Hier steht die Frage im Raum, ob und inwieweit in der Forschungspraxis selbst klare Grenzen zwischen dem Interdisziplinären und dem Transdisziplinären gezogen werden, die den im Feld der Wissenschaftstheorie formulierten Definitionen und Modellen Rechnung tragen. Ebenso scheint die Frage virulent, wie viele Disziplinen man an den Tisch holen muss, um Multidisziplinarität zu erreichen.

2. InterMultiTrans als wissenschaftspolitische Größe

InterMultiTrans lenkt als Schlagwort den Blick auf eine wissenschaftliche Aufmerksamkeitskultur, die in ‚alte‘ und ‚neue‘ Forschungsansätze unterscheidet und daraus Qualitätsmerkmale ableitet. Wer „intermultitransdisziplinär“ arbeitet, erfährt oft eine größere Aufmerksamkeit. In einigen Disziplinen und Arbeitsumfeldern kann „intermultitransdisziplinär“ allerdings negativ ausgelegt werden und Wege verbauen.

Der Aspekt der Disziplinarität – als spezifische Eigenschaft einer Disziplin – betrifft dabei nicht nur die Theorien, Methodologien und Themenbereiche, sondern auch Aspekte von Wissenschaftspolitik und Hochschul-Governance, etwa das Wissenschaftsmarketing und Fragen der Karriereausrichtung, die Denomination von Professuren und die Einbindung von Studiengängen in fakultäre Strukturen und Lehrpläne. Auch die Verteilung von Gremienplätzen und die Vergabe von Forschungsgeldern spielen eine Rolle. In Anbetracht der Tatsache, dass eine Reihe der Disziplinen, die in der Popularmusikforschung abgebildet sind, den sogenannten Kleinen Fächern zugeordnet werden (Portal Kleine Fächer, https://www.kleinefaecher.de) und damit infrastrukturell benachteiligt sind, erscheint die Frage nach der Disziplinarität in die Fachkultur eingeschrieben.

3. InterMultiTrans im Berufsalltag und als Karrierefaktor

Inter-, Multi- und Transdisziplinarität erscheint als Berufs- und Karrierefaktor ambivalent: Einerseits werden entsprechende Zugriffe begrüßt und befördert,andererseits erleben Forscher:innen auch institutionellen und persönlichen Widerstand, wenn sie die Grenzen ihrer Disziplin(en) erweitern oder überwinden wollen und in Konflikt mit ‚Forschungstraditionen‘ geraten. Diesen als problematisch empfundenen alltäglichen Aushandlungen soll auf der Tagung im Rahmen von z.B. Workshops und Diskussionen ebenfalls Raum gegeben werden. Forschende sind eingeladen, ihre Erfahrungen in und mit den verschiedenen Institutionen zu teilen. Dabei sollen neben den Erfolgsgeschichten auch die vielfältigen Probleme angesprochen werden, die eine solche Forschung mit sich bringen kann.

Mögliche Themenbereiche in Stichworten:
- Mehr Disziplin, bitte! – Warum das Sprechen über/die Auseinandersetzung mit Disziplinen notwendig und sinnvoll ist
- Über die Fachgrenzen hinaus – Hürden und Grenzen der Disziplinarität
- Fach, Disziplin, Forschungsbereich, Fakultät – institutionalisierte Disziplinarität
- Von der Archäologie zur KI-Forschung – Forschungsfelder der Popularmusikforschung
- ⁎Disziplinarität an Universität, Hochschule und Schule vermitteln
- Gesellschaftspolitische Dimensionen von ⁎Disziplinarität
- 1, 2, 3, viele – Herausforderungen von Multidisziplinarität
- Trans, woher, wohin und wann? – Ausgangspunkte und Ziele von transdisziplinärer Forschung
- Lebenswelt, Praxis, Probleme – gesellschaftliche Implikationen von transdisziplinären Forschungsansätzen
- Die Disziplinen und die (interessierte) Öffentlichkeit – Wissenschaftskommunikation
- Die Geschichte der ⁎Disziplinaritäten in der Popularmusikforschung
- Innovation in der Forschung und ihr Zusammenspiel mit ⁎Disziplinarität
- Forschung in den ‚Kernbereichen‘ der Disziplinen ‚in Zeiten‘ von InterMultiTrans
- „Grundlagenforschung oder Stadteilprojekt?“ Mögliche Fehlkonzeptionen und Missverständnisse im Sprechen über ⁎Disziplinarität
- InterMultiTrans als Katalysator oder Hemmschuh von Karriere und Förderung
- Forschungsnetzwerke und Kooperationen und ihre disziplinären Herausforderungen
- InterMultiTrans und Hierarchien im globalen Forschungskontext
- Intermultitrans als wissenschaftspolitische Werbekategorie
- Citizen Science und ⁎Disziplinarität

Vielfältige Beiträge gesucht

Die Tagung soll einen möglichst vielfältigen Austausch über die drei oben skizzierten Themenbereiche ermöglichen. Neben traditionellen Formaten wie Vorträgen und Podiumsdiskussionen sind auch Beiträge in weniger etablierten Formaten wie in Workshop- und Praxisformaten oder hybride Beiträge mit Theorie- und Praxisanteilen (z. B. Audio-Papers, Film-Screenings, Performances, Lecture-Performances, Simulationen etc.) willkommen. Im Falle eines solchen individuellen Formats biten wir im Vorfeld um Angabe der Bedarfe (Zeit, Raum, Technik). Wie immer sind Mitglieder der GFPM (und jene, die es werden möchten) auch eingeladen, in thematisch freien Beiträgen ihre Arbeit vorzustellen (machen Sie in dem Fall bitte einen entsprechenden Vermerk im Abstract).

Bitte reichen Sie Beitragsvorschläge (Einzelvorträge: 30 min + 15 min Diskussion; Panels und Workshop-/Praxisformate: 90 min) bis zum 16. Februar 2024 in Form eines anonymisierten Abstracts von höchstens 300 Wörtern zzgl. Bibliographie als Word-Dokument per E-Mail an die Adresse gfpm2024@zpkm.uni-freiburg.de auf Deutsch oder Englisch ein. Fügen Sie bitte auch eine Kurzbiographie (max. 80 Wörter) hinzu. Über die fristgemäß eingereichten Vorschläge wird in einem anonymen peer-review-Verfahren mit Reviewer:innen aus dem Board der GFPM und den lokalen Organisator:innen bis zum 28. März 2024 entschieden.

Die GFPM vergibt Reisekostenunterstützung an Mitglieder in der Early Career-Phase und/oder in prekären Beschäftigungsverhältnissen bzw. ohne institutionelle Anbindung, um eine Teilnahme an der Konferenz zu ermöglichen. Weitere Informationen hierzu folgen über den GFPM-Newsletter.

Bei Fragen wenden Sie sich gerne an das Team unter gfpm2024@zpkm.uni-freiburg.de.

Kontakt

gfpm2024@zpkm.uni-freiburg.de

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